In der Arbeit der US-Anwältin Shannon Liss-Riordan sind schon die Worte schwer zu fassen: Sind die Menschen, für die sie vor Gericht ringt, Dienstboten? Unternehmer? Entrechtete? Oder irgendetwas dazwischen? Liss-Riordan vertritt die Seite der Schwachen in der modernen Arbeitswelt: den Lieferanten eines Bring-Dienstes für Essen, den Fahrer eines Uber-Taxis, nach Bedarf gebuchtes Putzpersonal. Als Kunde ist leicht zu übersehen, dass diese Dienstboten zumeist seltsame Zwitter der Arbeitswelt sind: Sie sind Chef und Untergebener in einer Person, ihr eigenes Ein-Personen-Start-up. Denn Unternehmen wie Uber sehen sich nicht als Arbeitgeber, sondern lediglich als Anbieter einer App, die Dienstleister und Kunden im richtigen Moment zusammenbringt – zu einem »Gig«, einem Kurzeinsatz, der dieser Art von Arbeitsverhältnis seinen Namen gab: die »Gig-Economy«. Diese Unternehmen betonen gern, wie unabhängig ihre Mitarbeiter seien, wie frei – ohne Zwänge, ohne Chefs. »Aber das ist eine Lüge«, sagt Liss-Riordan. »Diese Firmen behandeln ihre Arbeiter wie Angestellte, nennen sie aber nicht so, um Lohnkosten zu sparen.« …
(aus: Süddeutsche Zeitung Magazin)